Before & After: Warum diese Bilder mehr schaden als helfen 🪞💔
Glow Ups sehen auf Social Media nach Selbstliebe aus – sind aber oft nur getarnter Bodyshaming. Ein Spaziergedanke über Schönheitsdruck und wie echte Veränderung aussieht...
Auf meinem letzten Mini-Spaziergang zur S-Bahn kam mir ein random Gedanke in den Kopf: Lass mal gleich in der Bahn gucken, was dieses Mädel von den Glow Up Diaries auf YouTube eigentlich heute so macht. Klar, war ich dann direkt in einer 10 Stationen Rabbit Hole gefangen. Titel wie “How I became THAT girl”, “My 2025 Glow Up Routine” oder “From Ugly to Model” ploppten direkt danach auf – und plötzlich war ich wieder 13, saß vorm Bildschirm, und dachte: “Wow, ab morgen ändere ich auch ALLES.”
Das Konzept “Glow Up” hat mir nämlich eine Sache beigebracht: Wenn du dich nur genug optimierst – äußerlich natürlich – wird auf magische Weise alles gut. 💅🏼
Und damit wären wir auch schon beim Problem…
Das toxische “Before & After”-Märchen
Ob in 2000er-RomComs wie Plötzlich Prinzessin, in Serien wie Gossip Girl, oder auf TikTok in jedem dritten Reel – das “Vorher” ist immer irgendwie traurig, chaotisch und… dicker. Das “Nachher”? Schlank. Glücklich. Living happily ever after mit dem süßen Typen.
Dass dabei meistens FLINTA-Personen die Hauptrollen dieser Makeover-Stories spielen, ist kein Zufall. Denn auch heute wird uns noch beigebracht, dass unser Wert vor allem in unserem Aussehen liegt – und dass ein “konventionell schönes Ich” uns plötzlich das Leben gibt, von dem wir schon so lange träumen.
Aber was ist, wenn es an der “Before”-Version eigentlich gar nichts auszusetzen gibt? Und was, wenn das “Nachher” einfach nur einem generischen Ideal entspricht, das uns nur klein halten soll?
Von Adele bis Alivia: Glow Ups in den Medien
Sobald ein Promi abnimmt, überschlagen sich die Headlines. “Adele’s stunning transformation” – als hätte ihr Musikgenie vorher nicht gereicht. Auch YouTuberin Alivia D’Andrea, die dort ihre seeehr persönlichen “Glow Up Diairies” geteilt hat. Dabei zeigt sie mehr unfreiwillig, wie schnell sich reale Struggles (z. B. mentale Gesundheit, Stress, sozialer Druck) hinter hübschen Aesthetics verstecken.
Denn ob das neue “glowy Ich” wirklich gesünder ist, fragt niemand. Die Follower:innen sehen nur: “Wow, sie ist dünner, also besser.” Und genau DAS ist das Problem. Dazu hab ich sogar einen wissenschaftlichen Artikel in Psychology Today gefunden:
“Glow ups encourage comparisons, self-surveillance, and body dissatisfaction. They are often about conformity, not authenticity.”
Der Glow Up als Ablenkung von echter Veränderung
Die meisten dieser Makeover-Stories können so zusammengefasst werden: “Ich war unglücklich – also hab ich Sport gemacht, abgenommen, meine Haare blond gefärbt, neue Klamotten gekauft… und jetzt ist mein Leben super!” Aber das ist wie ein Pflaster auf ein gebrochenes Bein zu kleben. Denn die wahren Themen – Unsicherheit, Einsamkeit, Kontrollbedürfnis – werden selten thematisiert. Vermutlich, weil sich das optisch nicht so schön in einem Insta-Reel macht.
Statt einem echten Healing Journey verkaufen wir nur den äußeren “Look” davon. Die Oberfläche glänzt – aber was darunter passiert, bleibt komplett unerwähnt.
Warum vor allem FLINTA darunter leiden
FLINTA-Personen wachsen in einem System auf, das ihnen vermittelt: Dein Körper ist deine Visitenkarte. Und wehe, du passt nicht in die kleine Box, die wir dafür vorgesehen haben. Kein Wunder, dass Glow Up-Videos so beliebt sind, aber auch schnell zu echten Triggern werden – besonders für Menschen mit Essstörungen und Body Dysmorphia.
Ich meine, was soll man auch denken, wenn da zwei Bilder nebeneinander stehen mit “Vorher” und “Nachher”: Das einzige, was sich verändert hat, ist das Gewicht. Das Signal? So, erst jetzt darfst du glücklich sein.
Fazit: Weniger Glow Ups, mehr Realness
Wenn ich heute so zurückblicke, dann sehe ich in diesen Videos nicht das “hässliche Entlein”. Ich sehe ein Mädchen, das sich einfach nur wünschte, dazuzugehören, geliebt oder verstanden zu werden. Was sie gebraucht hätte? Kein Workout-Plan. Kein Protein-Fasten. Sondern einfach eine Umarmung und jemanden, der sagt: “Du bist kein Vorher. Du bist schon längst genug.”
Ein Thema, was übrigens leider häufig noch hinzukommt: Glow Ups, wie sie uns verkauft werden, sind selten überhaupt echt. Und meistens auch alles andere als gesund. Ich wünschte, besonders Fitness-Influencerinnen wären sich da ihrer Verantwortung dem meist jungen Publikum gegenüber mehr bewusst.
Und falls du dich jetzt fragst, wie mein eigenes Glow Up im letzten Monat aussah – in meinem neuen YouTube-Video zeig ich’s dir. Spoiler: Es war (fast) komplett ein inner Glow Up – das nicht von mehr Protein oder teuren Supplements kommt. Sondern von weniger Druck und mehr Selbstmitgefühl. ❤️🩹✨